Wenn Sie – wie ich – nicht gerne warten, dann sind diese Zeilen für uns. Denn ich persönlich gehöre nicht zu den Menschen, die gerne warten. Und ich weiss auch selten etwas Vernünftiges mit der Zeit in einem Warteraum oder im Zug anzufangen. Diese ‹Wartezeiten› könnte man zweifelsohne gut nutzen, es fehlt mir aber an Konzentration, zumal ich gedanklich schon bei dem kommenden Termin bin. Deswegen fahre ich oft lieber mit dem Auto, denn dort habe ich mindestens das Gefühl, ich kann etwas dafür tun, dass ich vorwärts komme – was natürlich eine schöne Illusion ist.
Und leider gibt es im Leben genug Situationen, wo man sehr lange warten muss: wie zum Beispiel ein Kind vor Weihnachten oder das Volk Israel auf den Messias. Nun könnte man einwenden, das Warten vor Weihnachten beträgt nur Tage, während das Volk Israel Jahrhunderte warten musste, bis es mit der Krippe in Betlehem soweit war. Doch für ein Kind vor Weihnachten fühlen sich diese Tage wie Jahrhunderte an und entscheidend ist hier die subjektive Zeit. Und in solchen Situationen hilft es nicht zu sich oder zu den Kleinen wiederholt zu sagen: «Du musst warten…». Das macht es nur noch schlimmer und eine solche ‹Wartezeit› zerrt an der Seele.
Zum Glück gibt es aber Hilfe für uns rastlose Menschen. Diese Hilfe heisst vor Weihnachten die Adventszeit. (Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich dieses Rezept im Leben auch anderswo anwenden lässt). Vier Wochen vor Weihnachten werden wir in unserem hektischen Alltag ausgebremst und in kleinen Portionen wird uns nach und nach die Freude auf Weihnachten, auf das Kommen Christi in die Welt, geschenkt. Wie bei einer Morgenröte kommen uns in dieser Zeit die ersten Sonnenstrahlen entgegen und erfüllen uns mit Freude, denn wir wissen, dass ein neuer Tag anbricht. Diese Morgenröte spiegelt sich auch symbolisch in der violetten liturgischen Farbe wider, die uns während dieser Zeit zur Besinnung einlädt. Und so wird aus der Wartezeit eine erfüllte Zeit der Erwartung, bis endlich in der Nacht auf den alten Tag der Wintersonnenwende, den 25. Dezember, die weisse Farbe erstrahlt und uns dann bis zu «Mariä Lichtmess» am 2. Februar begleitet.
In diesem Sinne wünsche ich uns eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!