Die liturgische weisse Farbe der Osterzeit wird nun in der Kirche zuerst von der roten Farbe des Pfingstfestes abgelöst und später für eine lange Zeit von der grünen Farbe der Trinitatiszeit. Die weisse Farbe erstrahlt zwar noch ab und zu, wie die rote Farbe auch, die grüne Farbe wird uns aber in der Kirche den ganzen Sommer bis tief in den Herbst begleiten. Deswegen nennt man sie oft auch die «Alltagsfarbe» im Kirchenjahr. Der Alltag in der Kirche ist also nicht ‹grau›, sondern ‹grün› und dies hat etwas mit dem Wachstum zu tun. Und zwar nicht nur mit dem Wachstum der Kirche, sondern auch mit dem persönlichen Wachstum. In diesem Sinne könnte man auch sagen, dass Grün die Farbe unserer Berufung ist. Denn das Leben der Christinnen und Christen beginnt mit der Taufe, also mit der weissen Farbe, die uns an Ostern an die Auferstehung Christi erinnert. Erwachsen und ausgestattet für das neue Leben wird man dann vom Feuer des Heiligen Geistes, das die rote Farbe symbolisiert, die aus diesem Grund an Pfingsten und bei der Konfirmation erstrahlt. Doch das alles ist nur der Anfang.
Denn jedes Leben hat ein Ziel und dieses Ziel ist in einem christlichen Leben die Nachfolge Christi, die mit der Berufung beginnt, wie es bereits in den Evangelien über die Berufung der ersten Jünger erzählt wird:
Als Jesus am See von Galiläa entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, genannt Petrus, und seinen Bruder Andreas; sie warfen gerade ihr Netz in den See, denn sie waren Fischer. Da sagte er zu ihnen: Kommt her, mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen. Sofort liessen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach. (Mt 4,18–20)
Hier, am See von Galiläa, hat alles angefangen und bis heute tragen beispielsweise die Päpste einen Ring, der sie daran erinnert, dass Petrus und die ersten Jünger Fischer waren – wie hier das Bild vom Ring des Leo XIII (1810–1903), also des Namensvorgängers des jetzigen Papstes.
Die Berufung Christi im Alltag bedeutet natürlich nicht, dass wir alles liegen lassen sollten, um Priester, Pfarrer oder Missionare zu werden. Vielmehr heisst es, dass jede und jeder von uns im Leben eine grössere Aufgabe hat als die Schule, den Beruf oder das Hobby. Und diese Aufgabe zu entdecken und diesem inneren Ruf zu folgen, das ist das Geheimnis des Lebens aus dem Glauben. Denn nur dann blüht das Herz auf und das Leben kann ergrünen und eines Tages Früchte bringen.

