Gott ist Licht

Das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkünden: Gott ist Licht und keine Finsternis ist in ihm. (1Joh 1,5)

Das Licht ist in vielen Mythologien der Welt ein Symbol des Göttlichen, wie zum Beispiel im Alten Ägypten, wo der Sonnengott ‹Ra› nach dem Sonnenuntergang jeden Tag einen Kampf gegen die Dunkelheit der Unterwelt führen muss. Das Christentum ist hier keine Ausnahme und das Neue Testament ist voll von Aussagen, die Gott und Christus als Licht beschreiben – wie in dem ersten Johannesbrief oder im Johannesevangelium, wo es gleich im Prolog heisst:

In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst. (Joh 1,4–5)

Es ist also kein Zufall, dass wir die Geburt Christi gerade am 25. Dezember feiern – am alten römischen Tag der Wintersonnenwende. Denn an diesem Tag feiern wir nicht die Geburt des historischen Jesus von Nazareth, sondern die Geburt Christi, des Lichtes der Welt (Joh 8,12). Nun könnte man sagen, das ist doch das Gleiche, doch dem ist nicht so: Wir wissen nicht, wann Jesus geboren wurde, doch wir wissen, dass mit ihm das Licht in die Welt gekommen ist. Die christlichen Theologen der ersten Jahrhunderte haben sich dann ziemlich abgemüht, um zu klären, wie es mit dem Menschen und Gott in Jesus aussieht, bis sie sich auf den Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381) einigen konnten: Er ist «Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott» (RG 264).

Es gibt also auch in Christus keine Finsternis und so wird auch er im christlichen Gottesdienst gleich wie Gott angebetet. Wir richten an ihm wie an einem Fixstern unsere Leben aus, doch oft scheinen wir die wichtigen Worte vergessen zu haben, die er zu uns in der Bergpredigt sagt: «Ihr seid das Licht der Welt» (Mt 5,14). Auch in uns gibt es also keine Finsternis und auch wir sind Kinder Gottes (Joh 1,12). Deswegen müssen wir anderen Menschen über das Licht Christi nicht nur erzählen, sondern wir können es in uns auch erstrahlen lassen, wie dazu schon der Prophet Jesaja auffordert: «Steh auf, werde licht» (Jes 60,1a). Denn dann erfüllt sich auch das, was er gleich danach schreibt:

Es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des HERRN geht strahlend auf über dir. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der HERR auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir. (Jes 60,1b–2)