Wenn die Schwalbe im Frühling zurückkommt

Über das Evangelium der Natur und ein vergessenes Christentum

Es ist leicht, an diesen Tagen über die Auferstehung zu predigen. Denn Ostern feiert man ja jedes Jahr nach dem ersten Frühlingsvollmond und zu dieser Zeit wacht die Natur gerade aus ihrem Winterschlaf auf. Die Welt um uns herum wird dann zu einem grossen bunten Bilderbuch, in dem die Natur ein Gleichnis über die Rückkehr des Lebens erzählt. Jede Blume und jeder Vogel verkünden nun das Osterevangelium. Der Prediger muss darauf nur aufmerksam machen. Denn das Kirchenjahr gleicht sich hier dem Rhythmus der Natur an, wie etwa auch zu Weihnachten, wo die Geburt Christi und mit ihr das aufgehende Licht an dem alten Tag der Wintersonnenwende gefeiert wird.

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Wenn ihr fastet …

Am 2. Februar, am Fest der ‹Darstellung des Herrn› (vgl. Lk 2,22–40) – auch ‹Mariä Lichtmess› genannt, löst die grüne liturgische Farbe das strahlende Weiss der Weihnachts- und Epiphaniaszeit ab. Im Februar kehren wir also gewissermassen zu dem liturgischen ‹Alltag› im Kirchenjahr zurück. Doch bereits einen Monat später, am 2. März, läutet der Aschermittwoch die Passionszeit an und die violette liturgische Farbe lädt uns, wie schon in der Adventszeit, zur Besinnung ein. Und während das Fasten in der Adventszeit im Westen fast in Vergessenheit geraten ist, ist es während der Passionszeit auch in den protestantischen Kirchen noch immer präsent. Man spricht auch bei uns oft sogar über die «Fastenzeit» und es gibt viele evangelische Christinnen und Christen, die in der Passionszeit auf die eine oder andere Art fasten. Doch wie fastet man richtig?

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Zeit der Erwartung – Zeit der Erfüllung

Wenn Sie – wie ich – nicht gerne warten, dann sind diese Zeilen für uns. Denn ich persönlich gehöre nicht zu den Menschen, die gerne warten. Und ich weiss auch selten etwas Vernünftiges mit der Zeit in einem Warteraum oder im Zug anzufangen. Diese ‹Wartezeiten› könnte man zweifelsohne gut nutzen, es fehlt mir aber an Konzentration, zumal ich gedanklich schon bei dem kommenden Termin bin. Deswegen fahre ich oft lieber mit dem Auto, denn dort habe ich mindestens das Gefühl, ich kann etwas dafür tun, dass ich vorwärts komme – was natürlich eine schöne Illusion ist.

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Geburtstage… (Joh 21,15–19)

Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Liebst du mich? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach! (Joh 21,15–19)

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Vom Kommen des Königs (Mk 1,1–11)

Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Betfage und Betanien am Ölberg, schickte er zwei seiner Jünger aus. Er sagte zu ihnen: Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und wenn jemand zu euch sagt: Was tut ihr da?, dann antwortet: Der Herr braucht es; er lässt es bald wieder zurückbringen. Da machten sie sich auf den Weg und fanden außen an einer Tür an der Straße ein Fohlen angebunden und sie banden es los. Einige, die dabeistanden, sagten zu ihnen: Wie kommt ihr dazu, das Fohlen loszubinden? Sie gaben ihnen zur Antwort, was Jesus gesagt hatte, und man ließ sie gewähren. Sie brachten das Fohlen zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg aus, andere aber Büschel, die sie von den Feldern abgerissen hatten. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm nachfolgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe! Und er zog nach Jerusalem hinein, in den Tempel; nachdem er sich alles angesehen hatte, ging er spät am Abend mit den Zwölf nach Betanien hinaus. (Markus 11,1–11)

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Über die Seefahrt

Wenn ich hingegen meinen Leuten die Liebe zur Seefahrt mitteile und so ein jeder Drang dazu in sich verspürt, weil ihn ein Gewicht im Herzen zum Meere zieht, so wirst du bald sehen, wie sie sich verschiedene Tätigkeiten suchen, die ihren tausend besonderen Eigenschaften entsprechen. Der eine wird Segel weben, der andere im Walde den Baum mit dem Blitzstrahl seiner Axt fällen. Wieder ein anderer wird Nägel schmieden, und irgendwo wird es Männer geben, die die Sterne beobachten, um das Steuern zu erlernen. Und doch werden sie alle eine Einheit bilden. Denn ein Schiff erschaffen, heisst nicht die Segel hissen, die Nägel schmieden, die Sterne lesen, sondern die Freude am Meere wachrufen – die ein und dieselbe ist –, und wo sie herrscht, gibt es keine Gegensätze mehr, sondern nur Gemeinsamkeit in der Liebe.

— Antoine de Saint-Exupéry


Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste, Düsseldorf:Karl Rauch Verlag, (1956/2009) 2018, 285.